No Fun At All - Interview

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interview II

Das Interview wurde anlässlich der flying high tour in berlin mit dem sänger ingemar jansson, nach erscheinen des "state of flow"-album, gemacht. Am vergangenen Abend hatte man wieder mal zu tief ins Glas geguckt und war dann beim Feiern umgeknickt. Im Gegensatz zu Ingemars humpelndem Gang, verlief das Interview jedoch alles andere als hinkend.



Warum hat es so lange gedauert, das neue Album fertigzustellen? Euer letztes Album, ‚The Big Knockover', erschien 1997 und seitdem war nichts mehr von euch zu hören. Wie kam es zu dieser langen Pause?

Tja, das hatte ganz verschiedene Gründe. Eine ganze Weile wollten wir überhaupt nichts mehr machen, geschweige denn ein neues Album aufnehmen. Aber dann haben wir das Line-Up in der Band leicht verändert, unser alter Bassist ist weg und Mikael steht jetzt am Bass; außerdem haben wir Stefan, unseren neuen Gitarristen, dazu bekommen. Und es dauerte wirklich eine ganze Zeit bis alles wieder einigermaßen geregelt seinen Gang lief. Es ist eben diese ganze Scheisse passiert, die vielen Bands passiert. Wir hatten keinen Spaß mehr miteinander und wollten das ganze dann beenden. Aber irgendwann nahmen wir uns dann wieder zusammen und fällten die Entscheidung, diese ganzen Dinge, die uns so genervt haben wieder loszuwerden. Und heute bin ich sehr glücklich, dass wir uns nicht aufgelöst haben.

Was waren die Ideen für das neue Album ‚State of Flow' und warum habt euren Sound, genau wie einige andere Bands das in letzter Zeit gemacht haben, so verändert?
Wir haben beschlossen für das neue Album nicht mehr so schnelle Songs zu schreiben, weil man einfach nicht so viel mit den Songs machen kann, wenn sie so schnell sind. Ich denke das war der Hauptgrund; wir wollten langsamere Songs machen und nicht noch ein ‚No Straight Angles' Album. Ich meine es ist ein schönes Album, ich mag es sehr. Ich will es nicht so machen wie z.B. Pennywise. Sie wiederholen sich mit jedem Album und ich bin nicht der einzige, der das sagt. Ich meine ‚Unknown Road' ist eines meiner absoluten Lieblingsscheiben, aber ich will nicht immer wieder das gleiche hören. Ganz nebenbei werden wir auch nicht jünger. Und es hat lange gedauert, bis wir die Songs so hatten, wie wir sie haben wollten. Für ‚The Big Knockover' hatten wir für jeden einzelnen Song ein bestimmtes Ziel vor Augen. Aber diesmal haben wir so viel mit den Songs herum experimentiert bis wir gesagt haben: Ja das klingt cool, so kann es bleiben. Und lass uns den langen Gitarren-Break da ruhig drinlassen. Wir wollten eben das tun, was sich unserer Meinung nach richtig anfühlte.

Der erste Song klingt auch nach wie vor wie NFAA, erst dann wird die Platte ruhiger und driftet so in Richtung Rock ab.
Ich denke man kann da aber immer noch NFAA raushören. Und der erste Song ist auch schon über zwei Jahre alt; es ist also eigentlich ein alter NFAA Song, aber trotzdem passt er sehr gut zum Rest der Platte, finde ich. Und wir haben ihn eben als ersten Song auf die Platte gepackt, um nicht gleich alle zu verschrecken. Nein, im Ernst, ich denke wenn man diesen Song als erstes hört, wird man sich auch noch den Rest der Platte anhören. Ich glaube auch, dass ‚State of Flow' lange nicht so leicht zugänglich ist wie das alte Zeug von uns. Du musst dir diese Platte schon öfter anhören bis du sie schätzen lernst. Außerdem wird es irgendwann langweilig, immer nur denselben Stil zu spielen.

Ich habe neulich in einem Review von ‚State of Flow' von einem Vergleich mit den Foo Fighters und mit der neuen Plate von Face to Face gelesen. Wie gefällt dir sowas?
Um ehrlich zu sein, habe ich die neue Face to Face noch gar nicht gehört. Und Foo Fighters....hmmmm. OK, sie haben einige wirklich gute Songs geschrieben, aber .... Wir haben diesen Vergleich auch ab und zu mal gezogen, als wir die Songs probten. Und später dann im Studio war da dieser Typ, unser Produzent, und er wollte die ganze Platte am liebsten total nach den Foo Fighters klingen lassen, womit er uns echt verrückt gemacht hat. Aber wir haben gesagt: Nein - das klingt einfach nicht gut. Und ich finde das Album klingt ganz und gar nicht nach den Foo Fighters, worüber ich übrigens sehr glücklich bin.

Was hörst du denn privat so für Musik?
Ich höre eine Menge diesen Rock´n´Roll-Punk Kram, Band wie Supersuckers z.B. Aber ich höre auch viel Elvis Costello. Ich kenne mich da bei aktueller Musik nicht so gut aus. Ich mag die 80ties und den Englischen New Wave.

In eurem Song ‚My Extraordinary Mind' gibt es diese Textzeile: ‚Borderline - it´s the best solution'. Was soll das bedeuten?

Es gibt eine Geisteskrankheit namens ‚Borderline Schizophrenia'.

Also möchtest du verrückt sein?

Ich weiss nicht wie ich es am besten erklären soll, aber manchmal wäre es wahrscheinlich wirklich am besten verrückt zu sein.

Seht ihr euch als eine Skateband oder kommt ihr damit klar, dass ihr als eine solche gesehen werdet?

Ja absolut, wir wurden schon immer als eine Skateband gesehen, aber eigentlich kommt keiner von uns aus diesem Bereich. Wir fanden uns plötzlich in diese Ecke gedrängt, aber das war OK. In Australien und Kalifornien sieht man uns sogar als Surfband; und in der Schweiz stehen wir als Snowboarder da.

NFAA hatten schon immer diesen melancholischen Touch in ihren Songs, aber auf der neuen Platte fällt das noch viel mehr auf als auf früheren Werken; sie ist teilweise echt deprimierend. Sei ihr denn solche Pessimisten?
Die Platte ist tatsächlich sehr düster. Ich weiß eigentlich gar nicht genau warum. Ja, ich bin ein Zyniker. Ich glaube nicht an die Menschheit; so kann das ganze nicht funktionieren. Um ehrlich zu sein, habe ich kein Vertrauen in meine eigene Art. Keiner versucht irgend etwas Neues. Diese ganze Verlogenheit in der Welt macht mich krank. In einem Moment sehe ich jemanden, der versucht etwas Gutes zu tun und im nächsten Moment ist ein Arschloch aus ihm geworden.

Deine Texte scheinen oft sehr persönlich zu sein. Möchtest du trotzdem,
dass die Leute sie verstehen, oder soll das jeder so sehen wie er möchte?
Ja, speziell auf ‚State of Flow' sind die Texte dermaßen persönlich, dass ich zuerst sogar Angst hatte sie zu veröffentlichen. Und ich finde es durchaus schon sehr cool, wenn die Leute zu mir kommen und mir ihre Gedanken zu einem bestimmten Text erzählen; sowas macht mich glücklich. Aber im allgemeinen denke ich eigentlich, dass sich die Leute nicht wirklich so große Gedanken über die Texte machen und so schlimm finde ich das auch nicht. Zwar sagen sie teilweise auch etwas aus, aber ich habe längst nicht so eine Aussage wie Refused sie z.B. hatten. Die wollten mit Hilfe ihrer Texte wirklich etwas verändern. Da waren die Texte eine Art Werkzeug, mit dem sie die Gedanken der Menschen anregen wollten. Bei mir ist das nicht so. Ich schreibe über das, was ich sehe oder fühle.

Was genau meint der Titel der neuen Platte?

Wenn du z.B. arbeiten gehst oder so, oder alles verläuft ständig völlig reibungslos, und du bekommst nur noch deine Arbeit mit, vom Rest der Welt aber nichts mehr, dann bist du in einem ‚State of Flow'. Viele Leute leben leider so und denken dabei, weil es ihnen auch teilweise vorgelogen wird, dass es ihnen gut geht. Aber das ist nicht wahr. Das ist paradox. Die Leute sollen endlich aufwachen. Um sie aber dazu zu bewegen, braucht man einen enormen Druck, den wir leider nicht aufbringen können. Früher war ich mal Mitglied bei der kommunistischen Partei in Schweden, aber ich habe das längst aufgegeben. Das war auch nicht wirklich Veränderung. Wir haben immer nur geredet und geredet und geredet... also bin ich Zyniker geworden.
sherlock & tito für www.wasteofmind.de