No Fun At All - Interview

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Interview vom 10.10.2004 anlässlich der Reunion Show in Köln


Wir werden mit Sicherheit nie wieder touren!“

Manchmal geschehen Wunder und ganz, ganz selten hat man sogar persönlich daran einen winzigen Anteil. Nachdem der großartige Paddy Kroetz auf
SMASH-MAG.com das Interview zum letzten NO FUN AT ALL Konzert in Sandviken gelesen hatte, folgte er den Anweisungen und fragte bei der Band nach einem weiteren Auftritt im Kölner Underground an. Der Rest ist Geschichte. Natürlich nahm das SMASH-MAG.com die Gelegenheit war, erneut mit Sänger Ingemar und Gitarrist Kjelle ein wenig zu plaudern.

SMASH-MAG.com: Als erstes möchte ich mit euch über das Konzert in Sandviken sprechen: Was geistert in euren Köpfen, wenn ihr an diesen speziellen Abend zurück denkt?
Kjelle: Das erste was mir in den Sinn kommt ist der Anfang der Show, als nach 30 Sekunden der erste Typ auf die Bühne knallte und gegen meine Gitarre schlug. Die war dann nämlich kaputt. Und an sehr viel Chaos, vor allem als die Barriere gebrochen ist!
Ingemar: Ich habe sehr gemixte Emotionen, wenn ich an die Show zurück denke, weil mein Vater einen Tag später verstorben ist. Ich fühlte mich sehr elend und es war sehr, sehr merkwürdig dort zu sein und zu spielen. Sofort nach der Show bin ich zu ihm ins Krankenhaus gefahren und war bei ihm als er gestorben ist.

SMASH-MAG.com: Das ist ja sehr heftig, weil du ziemlich entspannt und gefasst bei unseren damaligen Treffen gewirkt hast.
Ingemar: ...yeah!
Kjelle schnell: Aber es war trotzdem eine tolle Show und wir waren überwältigt, wie viele Leute gekommen waren um uns zu sehen!
Ingemar: Wir hatten ja keine Ahnung, dass es so ablaufen würde: so viele echte Fans waren dort!

SMASH-MAG.com: Ingemar, du hast mir damals erzählt, dass ihr zwar nie persönliche Probleme unter einander hattet, es allerdings müde ward, zusammen auf der Bühne zu stehen und zu touren. Was war das für ein Gefühl, alle auf einen Haufen wieder zu treffen und ein weiteres mal zusammen live zu spielen?
Kjelle: Ich denke, es war für uns alle positiv! Zu hause leben wir in verschiedenen Städten und treffen uns daher nicht sehr oft.
Ingemar: Es hat einfach Spaß gemacht. Schon die Proben für das Sandviken Konzert waren toll und es war erstaunlich, wie schnell wir wieder zusammen spielen konnten. Selbst der Soundcheck hat uns Spaß gemacht und das war ganz sicher nicht immer so!

SMASH-MAG.com: Sind die Gerüchte wahr, dass ihr aufgrund des erfolgreichen Köln-Konzertes bereits neue Angebote bekommen habt und sogar schon neue Auftritte bestätigt sind?
Ingemar: Nein, dass ist nicht wahr! Wir haben Angebote bekommen, aber da war nichts dabei, was Sinn gemacht hätte...

SMASH-MAG.com: War denn wirklich nichts dabei, was euch gereizt hätte?
Kjelle: Ach, wir haben viel darüber geredet und man wird sehen. Wir werden mit Sicherheit nie wieder touren.
Ingemar: Wir werden sehen wie und wann sich gewisse Dinge arrangieren lassen. Erst mal machen wir diese Show und nichts weiteres.
SMASH-MAG.com: Was haltet ihr von Leuten die sagen: “Die Jungs machen´s doch nur für die Kohle und nicht für die Fans”?

Beide lachend provoziert: Ach nein!

Kjelle: Solche Leute haben keine Ahnung, denn wir machen bestimmt nicht viel Geld mit so einem Gig. Wir machen das alles nur für uns und unsere Fans!
Ingemar: Wenn das der Fall gewesen wäre, haben wir es falsch angepackt und hätten versuchen sollen, eine richtig große Halle zu füllen und nicht vor 300 Leuten.

SMASH-MAG.com: Aber das führt mich zu meiner nächsten Frage: Dieses Konzert war im Vorfeld so unglaublich erfolgreich, dass alle Karten in wenigen Tagen weg waren und bei Ebay Höchstpreise erzielten! Es werden heute Menschen aus England, Belgien und anderen europäischen Ländern vor Ort sein - kommt es euch bei so heftigen Reaktionen eurer Fans denn nicht in den Sinn, eine richtige Reunion mit NO FUN AT ALL durchzuziehen?
Kjelle: Es ist uns einfach nicht möglich, weil wir zu hause unsere Jobs und unsere Familien haben! Wir haben das schon einmal gemacht und wollen nicht schon wieder alles kündigen.
Ingemar, immer noch aufgeladen von der vorigen Frage: Ich will mal wissen, was die Leute so denken, wie viel Scheiß-Knete du als mittelgroße Band in Europa machen kannst? Wenn wir von NFAA leben, haben wir nur sehr wenig Geld...
Kjelle: ...wir müssen unsere Rechnungen bezahlen. Jetzt haben wir Familien, Kinder und eigene Häuser. Wir können also nicht unsere Jobs kündigen...in diesem Moment. Ich denke wir würden das auch sonst nicht machen.

SMASH-MAG.com: Wenn es denn so unmöglich ist, wieder richtig live zu spielen, wie sieht es dann mit ein neunen (kurzen) Aufnahme aus, wie zum Beispiel einer neuen E.P.?
Ingemar: Enin, wie haben zwar darüber nachgedacht, aber auch nicht sehr lange. Wenn du was veröffentlichst, willst du auch, dass es wirklich gut wird. Das braucht dann viel Zeit: viel Zeit zu Proben, viel Zeit für das Songwriting...
Kjelle: ...und dann wollen die Leute, dass du an die E.P. ein paar Konzerte anhängst und am Ende wieder ganz weiter machst.

SMASH-MAG.com: Jetzt würde ich euch als letztes eigentlich nach der Möglichkeit einer echten Reunion fragen, aber ich denke, dazu wurde schon genug gesagt...
Beide: Yeah!


...sprachen beide und blieben stumm. Ein etwas merkwürdiges Gespräch, bei dem man sich immer etwas um den heißen Brei herum wähnte, letztlich aber doch auf Granit beißen musste. Doch “Hoffnung” lautet die Parole, denn was die Band ein paar Stunden später im Underground veranstaltete, war einfach unglaublich und vielleicht das beste Konzert des Jahres. Angetrieben von der unglaublichen Stimmung ihrer Fans, ließen sie Jobs, Frauen und Kinder vermissen und präsentierten sich abermals als unglaubliche, fast perfekte Liveband. Und es gibt neue Gerüchte, über ein gewisses ausländisches Festival im Frühling: Bitte bucht diese Band...es hat schon einmal geholfen.

jan laging für smash magazine